Die EKBO hat am Sonntag, 31. August 2025, in der Berliner Kapelle der Versöhnung die Paul-Gerhardt-Medaille verliehen. Unter den drei geehrten Initiativen: die Nagelkreuzgemeinschaft im Menschenrechtszentrum Cottbus, die sich seit 10 Jahren für Frieden, Versöhnung und die Aufarbeitung politischer Unrechtserfahrungen einsetzt.
Seit 2015 gehört das Menschenrechtszentrum Cottbus zur internationalen Nagelkreuzbewegung. Bei den monatlichen Andachten wird für Opfer früherer und aktueller Diktaturen gebetet und ehemalige Häftlinge erfahren seelsorgerische Begleitung durch das engagierte Organisationsteam.
„Versöhnung ist nichts, was man automatisch hat oder bekommt. Sie ist sehr zerbrechlich.“, betonte Christoph Polster, Pfarrer (im Ruhestand) und Vorstandsmitglied der Nagelkreuzgemeinschaft im Menschenrechtszentrum Cottbus. „Viele Häftlinge wünschen sich ein Gespräch mit den ehemaligen Mitarbeitern der Haftanstalt – nicht um Vorwürfe zu machen, sondern um nach 35 bis 40 Jahren miteinander ins Gespräch zu kommen. Oft gelingt das nicht. Aber die Hoffnung und der Wille zur Versöhnung bleiben.“
Die Wahl des Ortes für die Preisverleihung unterstrich die Botschaft des Preises: Die Kapelle der Versöhnung mit seinem angrenzenden Roggenfeld sind auf dem ehemaligen Todesstreifen der Berliner Mauer verortet. Insbesondere das Roggenfeld gilt als Symbol für neues Leben, Hoffnung und die Kraft des Neuanfangs. Für Christoph Polster ist das ein starkes Bild: „Das Feld und die damit verbundene jährliche Aussaat stehen für Hoffnung und neues Leben. Man weiß, dass Versöhnung zwischen Häftlingen und ehemaligen Diensthabenden oft nicht gelingt. Und doch gibt man die Hoffnung auf Versöhung nicht auf. Das ist unser Antrieb.“
Mit der Ehrung setzt die EKBO ein Zeichen für das Engagement Ehrenamtlicher, die in Zeiten von Kriegen und gesellschaftlichen Spannungen Brücken bauen und Hoffnung stiften.
Wir sind Verein, Gedenkstätte, Forscher und Ansprechpartner für Betroffene
Der Verein Menschenrechtszentrum Cottbus (MRZ) wurde im Oktober 2007 nach einem großen Häftlingstreffen im früheren Zuchthaus Cottbus gegründet, zu dem der ehemalige politische Häftling und Politiker Dieter Dombrowski eingeladen hatte.
Die meisten Mitglieder des Vereins sind politische Gefangene der DDR, die in der Strafvollzugseinrichtung Cottbus einsaßen.
Bei der Gründung erklärten sie sich zum Ziel:
„… im Rahmen der Aufarbeitung und der Aufklärung über die Geschichte der beiden ehemaligen DDR-Haftanstalten in Cottbus einen Beitrag zur Versöhnung zu leisten und in Aufarbeitung der Unrechtsgeschichte dieses Ortes Verständnis und Hilfsbereitschaft für Menschen zu wecken, die in anderen Staaten dieser Welt politisch, rassisch oder religiös verfolgt werden.“
(Auszug aus der Satzung)
Seit Mai 2011 ist das Menschenrechtszentrum Cottbus Eigentümer des ehemaligen Gefängnisses an der Bautzener Straße und betreibt hier die Gedenkstätte Zuchthaus Cottbus. Zentrale Anliegen der ehemaligen politischen Häftlinge sind es, zu erinnern und zu mahnen. Junge Menschen sollen durch die anschauliche Darstellung früheren Unrechts für die Werte einer freiheitlich-demokratischen und rechtsstaatlichen Gesellschaft sensibilisiert werden. Über die Gedenkstättenentwicklung entscheidet der Vereinsvorstand, dem auch ehemalige politische Gefangene angehören.
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Ausstellungseröffnungen, Tagungen und Vorträge, Diskussionsrunden, Buchvorstellungen, Lehrerfortbildungen, Konzerte sowie Film- und Theatervorführungen gehören zum vielfältigen Veranstaltungsangebot der Gedenkstätte Zuchthaus Cottbus.